Werke
Über den Künstler
Wenn Eisen verrostet, brechen, meist von den Rändern her, kleine schollenartige Stücke ab, die dann, mehr oder weniger schnell und einem Blätterteig ähnlich, zu Krümeln und schließlich zu Staub zerfallen. In diesem Zustand des Zerfallens ist sogar ein dickes Eisenblech weniger belastbar als Papier. Man könnte sagen, dass selbst die gewaltigste Eisenkonstruktion, so stabil und unverrückbar sie auch scheinen mag, nichts weiter ist als Material in einem Übergangsstadium: Nicht mehr flüssig, noch nicht Staub. […] Man könnte auch sagen, dass, wenn ein Bauwerk zu Staub zerfallen ist, es nicht etwa von nun an inexistent wäre, sondern nur die Form geändert hat. Die Vergänglichkeit ist, bei näherer Betrachtung, auch den stolzesten Gebilden eingeschrieben wie eine versteckte Gravur, und gerade die Zeichen der Vergänglichkeit sind es, die ihnen ihre Schönheit verleihen: Die Spuren all dessen, was ein Objekt während seines Daseins „erlebt“ hat, bleiben als enigmatische Botschaften auf ihm zurück, bis schließlich das Objekt zusammen mit seiner eingeschriebenen Geschichte langsam zurücksinkt in den fortwährenden Strom von Entstehen und Vergehen.
Die Bauwerke der Menschheit, die komplexen, manchmal aberwitzigen Konstruktionen der industriellen Welt, die urbanen Landschaften rund um den Globus, die kühnsten Schöpfungen ganzer Generationen von Ingenieuren und Architekten, sie alle in ihrer brachialen Schönheit, teilen doch ein und dasselbe unausweichliche Schicksal: Bereits mit ihrem Entstehen beginnen sie, zunächst unmerklich zwar, jedoch unaufhörlich und unerbittlich, zu Staub zu zerfallen.
Im Verfall befindliche Dinge bergen magische Rätsel, und diese Rätsel lösen einen Assoziationsprozess in mir aus, an dessen Ende die Ölpapiere stehen. Die verdünnte Ölfarbe durchdringt das Papier und lässt dabei eine Tiefenwirkung entstehen, die Platz für die Geheimnisse der Orte bietet, die mich inspirieren. Diese Tiefenwirkung erlaubt es mir auch, meine eigenen Geheimnisse in das Papier zu gravieren oder, wie in den auf fotografischen Vorlagen basierenden Arbeiten, dem Bild ein Fragment eines Textes einzuschreiben, der mit dem Fundort in Verbindung steht.
Das Papier ist dabei gleichermaßen Bildträger wie auch selbst Bild, da das Verfahren des Herausreißens einzelner Stücke aus dem Papier ein Gebilde entstehen lässt, das eher einer Skulptur gleicht als einem gemalten Bild. Die Risskanten des Papiers lassen sich variieren und können so gestaltet werden, dass sie die Vermischung von organischem und nicht-organischem Material nachempfinden, wie sie sich ergibt, wenn beispielsweise eine im Zersetzungsprozess befindliche Eisenkonstruktion von Erdreich bedeckt wird.
Papier ist ein fragiler Werkstoff, und das Nachschöpfen massiver Eisenkonstruktionen mit zartem Papier entspricht der Idee, dass letztlich alles gleichermaßen stabil wie fragil ist: Es kommt nur auf den Standpunkt an, von dem aus es betrachtet wird, oder besser: Es kommt auf den Zustand an, in dem es sich gerade befindet. Alles ist in ständiger Veränderung begriffen, alles ist flüchtig, flüchtig wie Staub, wie Eisen. Alles ist permanente Transformation.
Vita
Geboren 1966 in Osnabrück, aufgewachsen in Düsseldorf, lebt seit 1990 in Basel
Ankäufe in öffentlichen Sammlungen
Kunstsammlung Hoffmann-la Roche, Basel, CH
Kunstsammlung der Arbeiterkammer Oberösterreich, Linz, A
Kunstsammlung der Stadt Wil, CH
Ausstellungen
2022 | Galerie Maurer, Frankfurt/M (E) |
Kunstverein Bad Nauheim | |
Kunstverein Radolfzell | |
art Karlsruhe, One Artist Show (Galerie Maurer) | |
Galerie Ulrike Hrobsky, Wien (A) | |
2021 | Galerie K, Staufen, D (E) |
2020 | art Karlsruhe, D (Galerie Maurer) |
paper positions Berlin, D (Galerie Maurer) | |
Galerie Nanna Preußners, Hamburg, D | |
Kultur Bahnhof Eller, Düsseldorf, D | |
2019 | Galerie Maurer, Frankfurt/M (E) |
Kunstverein Speyer, D (E) | |
paper positions Basel, CH | |
paper positions Frankfurt, D (Galerie Maurer) | |
Kunstverein Eislingen, D (E) | |
Kunstverein Kontur im Kunstbezirk, Stuttgart | |
Galerie Ulrike Hrobsky, Wien, A | |
2018 | Galerie Ulrike Hrobsky, Wien |
Papiermachermuseum Steyrermühl | |
Kunstverein Damianstor, Bruchsal (E) | |
Roter Salon, Villa Rot, Burgrieden | |
paper positions München | |
2017 | Galerie Q, Kulturforum Schorndorf, D (E) |
Neuer Kunstverein Aschaffenburg | |
2016 | art stage Singapore |
Art Austria | |
Städt. Galerie Villa Streccius, Landau | |
Kunsttage Winningen | |
Kunstverein Speyer | |
Kunstkultur Königsfeld (E) | |
Kunsthalle Wil, CH (E) | |
2015 | Wichtendahl Galerie, Berlin |
Galerie Ulrike Hrobsky, Wien (E) | |
Landesgalerie Burgenland, Eisenstadt | |
art Karlsruhe, D, solo show (Wichtendahl Galerie) | |
2014 | Horst-Janssen-Museum Oldenburg |
Chelsea Galerie Laufen (E) | |
2013 | Wichtendahl Galerie, Berlin, D (E) |
Koppelschleuse Meppen | |
scope Basel | |
2012 | Kunstverein Marburg |
Galerie Ulrike Hrobsky, Wien | |
2009 | Galerie Roland Aphold, Basel, CH (E) |
Papiermachermuseum Steyrermühl, A (E) | |
2008 | Galerie Wichtendahl, Berlin, D (E) |
Galerie Lorch + Seidel contemporary, Berlin | |
art Karlsruhe, D, solo show (Galerie R. Aphold) | |
Berlinische Galerie, Berlin | |
2007 | Galerie Roland Aphold, Basel, CH (E) |